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Aktuelles

19. Juni 2020

Moorrenaturierung im Europa- und Naturschutzgebiet Fohramoos

Bericht von Martin Bösch
Fohramoos, © RM Europaschutzgebiete
Fohramoos, © RM Europaschutzgebiete
, © RM Europaschutzgebiete
Das Fohramoos ist ein Moorkomplex von nationaler Bedeutung am Eingang des Bregenzerwaldes. Das Hochmoor am Bödele wurde 1974 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und nach Beitritt Österreichs zur EU ins Natura 2000 Schutzgebietsnetz aufgenommen. Der Moorkomplex besteht aus hydrologisch noch weitgehend intakten Hochmoorgesellschaften, Fichten- und Bergföhren - Moorwäldern, degradierten Hochmoorflächen, genutzten Hoch- und Niedermooren, Bürstlingswiesen und den Wäldern der Moorumgebung.
Die in den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts getätigten Entwässerungsmaßnahmen zur Vorbereitung eines geplanten Torfstiches (der jedoch glücklicherweise nicht umgesetzt wurde) im südlichen Fohren sowie die quer durch das Moor verlegte, nicht mehr genutzte Trinkwasserleitung, entlang der sich im Laufe der Jahre ein unterirdischer Entwässerungsgraben mit stark entwässernder Wirkung entwickelt hat, wirken sich negativ auf die Qualität der Moorlebensräume aus und führen durch die Mineralisierung des Torfes zu Kohlenstofffreisetzungen. Das Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt. Umwelt- und Klimaschutz (IVe), plant daher eine Renaturierung degradierter Hochmoorflächen im Europa- und Naturschutzgebiet Fohramoos. Die Umsetzung der Maßnahmen ist, nach Abschluss des laufenden Genehmigungsverfahrens, für September/Oktober 2020 vorgesehen.


Das Ziel ist den moortypischen Wasserhaushalt und die standorttypische Vegetation wieder zu etablieren. Der bestehende Torfkörper soll durch Wasserrückhalt erhalten und neue Torfbildung gefördert werden. So kann die schleichende Verschlechterung in den Hochmoorbereichen hintangehalten werden (der günstige Erhaltungszustand des prioritären LRT 7110 Lebendes Hochmoor bleibt erhalten, der LRT degradiertes Hochmoor 7120 kann voraussichtlich innerhalb der nächsten 30 Jahre regenerieren [Vorgabe Interpretation Manual EC 2013]).



Projektbeschreibung

In das Schlitzgrabensystem sowie in den Wasserleitungsgraben sollen insgesamt max. 40 Stauwehre und max. 10 Torfwälle eingebaut werden. Die Lage und Anzahl der Stauwehre ist der beigefügten Karte zu entnehmen. Anzumerken ist, dass es im Laufe des Baus noch zu leichten Verschiebungen der Lage und Anzahl der Stauwehre kommen kann, wenn z.B. größere Wurzeln im Boden an der geplanten Stelle den Einbau erschweren würden oder das Geländeniveau Anpassungen erfordert.

Um den Moorboden zu schonen, kommen bei diesen Arbeiten nur geeignete Geräte zum Einsatz. Moorbagger (Bagger mit Moorfuhrwerk mit besonders breiter Kette) unterschiedlicher Gewichtsklassen je nach Baufeld für die Baggerarbeiten und ein Traktor mit Zwillingsbereifung für den Materialtransport sorgen für die bestmögliche Schonung der Vegetation. Der An- und Abtransport des Baggers, des Materials und die Zu- und Abfahrt des Traktors zum Moor erfolgen über bestehende Forst-/Güterwege der Agrargemeinschaft. Die Bautätigkeiten werden durch eine umsichtige Gartenbaufirma mit Expertise von solchen heiklen Umweltbaustellen durchgeführt. Begleitend unterstützen noch eine ökologische Baubegleitung mit Erfahrung in Moorrenaturierungen sowie die zuständige Schutzgebietsbetreuung.

Entlang der Gräben im Bereich der geplanten Stauwehre sowie die Zufahrtsbereiche erfordern die Entnahme von Spirken (Pinus uncinata ist eine Besonderheit in Vorarlberg) und Latschengebüsch. Die Reduzierung der Interzeption erhöht zudem die Wassersättigung im Moor und schafft offene Lebensräume. Davon werden verschiedene Arten (Libellen, Tagfalter etc.) profitieren. Die Spirke ist durch die geplante Entnahme einzelner Exemplare im Fohramoos keinesfalls in ihrem Bestand bedroht, da die Moorwaldbereiche außerhalb des eigentlichen Hochmoorbereichs liegen.
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